Solidis: Der Anfang
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit der Fertigung von XXX, das ich zu gegebener Zeit als Produkt verkaufen möchte. Ich bin ja schließlich (auch) Holzspielzeugmacher und will da endlich was (draus) machen.
Zur Vereinfachung und Professionalisierung der Produktion habe ich an eine Kopierfräse gedacht, die ich mir nach Anregungen aus dem Internet bauen wollte. Wie der Zufall so spielt kam just das neue Heft Holzwerken 66 vom Juli/August 2017 mit einem Artikel “Update für den Horizontalfrästisch”. Dieser wurde ursprünglich in den Heften 44 und 45 vorgestellt, wohl auch im Handbuch Oberfräse vom selben Autor, Guido Henn. Hier ein Link zum Einstieg, auch Videos bei YouTube sind verlinkt.
In dem Update wurden Linearführungen als Alternative vorgestellt, zu ordern bei Feine Werkzeuge, meiner liebsten Quelle für alles Werkzeug zur Holzbearbeitung. Nicht billig, aber mein Interesse war geweckt. Da ich auch die Z-Achse führen wollte, kaufte ich das Set plus Erweiterung und baute mir daraus einen Prototypen einer Kopierfräse.
Leider waren die Ergebnisse nicht berauschend. Verschiedene Fehlerquellen schloss ich aus und übrig blieb: die Oberfräse! Kein Wunder, ich nutzte den Motor meiner alten AEG-Oberfräse, die ich wohl schon fast 20 Jahre habe. Sie hat nicht nur ein elektronisches Problem (die Drehzahl eiert stark rum), sondern offensichtlich auch ein mechanisches. Kurzum, eine neue Fräse wurde besorgt (nach einer Episode mit einer über eBay gekauften gebrauchten Metabo), nämlich DEN Fräsmotor für solche Zwecke, ein Kress 1050 FME-1. Es gibt noch eine Version besser/teurer mit noch stabilerer Lagerung, aber nochmal 100 Euro auf die 180 drauf, nu war aber mal genug. Ein Versuch mit dem Kress brachte den gewünschten Erfolg.
In der Zwischenzeit war ich auf die Solidis aufmerksam geworden, eine CNC-Fräse im Selbstau. Ein sehr umfangreiches, auch teures Projekt, aber bei der Vorstellung, eine eigene CNC-Fräse zu besitzen, bekam ich glänzende Augen.
Die Pläne stellt Christopher Blasius von holzmechanik.de zur Verfügung, nicht kostenlos, aber für das Geld bekommt man auch allerhand. Fast 100 Seiten Zeichnungen, Teilelisten, Anleitungen, … und hervorragenden Support, wie ich schon feststellen konnte. Witzigerweise war er mit der Solidis in der Holzwerken 43 vorgestellt worden, aber damals konnte ich wohl noch nicht so viel Begeisterung lockermachen.
Vor dem Kauf des Ganzen machte ich mich aber erst mal mit den Anforderungen an die Steuersoftware vertraut. Tja, ich bin ja nunmal ein “Mackie”, aber für den Mac, das ging nicht. Die Steuersoftware für die Schrittmotorkarte von Modellbau Letmathe ist LinuxCNC (wenn man was kostenloses sucht), und, wie der Name schon sagt, braucht das einen Linux-Rechner. OK, dachte ich mir, Linux habe ich im Dutzend, als virtuelle Maschinen auf meinen Macs. Mein altes MacBook Pro von 2007 hätte auch einen schönen Steuerrechner abgegeben, aber, aber, … die Karte verlangt nach einem Parallel-Anschluß, was es noch NIE an einem Mac gab. Es gibt Adapter, klar, aber für eine virtuelle Linux-Maschine? Hmm. Dazu kommt, dass so ein Steuerrechner erhöhte Anforderungen an die Echtzeitfähigkeiten hat. LinuxCNC bringt ein komplettes Debian-Linux mit Real Time Extensions mit, also alles prima, aber mir wurde das doch zu heiß und zeitaufwendig.
Der Weg des geringsten Widerstands hieß: gebrauchter PC, schnell auf eBay-Kleinanzeigen gefunden, am Nachmittag schon in Spandau vis-a-vis meiner dort liebsten Kneipe “Barfly” abgeholt und weiter ging’s.